Schnellstart-Anleitung für Q65

 
Steve Franke, K9AN; Nico Palermo, IV3NWV; Bill Somerville, G4WJS; und Joe Taylor, K1JT

10. Dezember 2020

 

WSJT-X 2.4.0 wird Q65 einführen - ein digitales Protokoll, entwickelt für minimale Zwei-Wege-QSOs über besonders schwierige Ausbreitungswege. Auf Pfaden mit einer Dopplerausbreitung von mehr als ein paar Hz ist die Performance von Q65 bei schwachen Signalen die beste unter allen WSJT-X-Modi. Q65 ist besonders effektiv bei troposphärischer Streuung, ionosphärischer Streuung und EME auf VHF und höheren Bändern sowie bei anderen Arten von schnell schwächer werdenden Signalen.

 

Q65 verwendet eine 65-Ton-Frequenzumtastung und baut auf den nachgewiesenen Stärken von QRA64 bei schwachen Signalen auf, einem Modus, der 2016 in WSJT-X eingeführt wurde. Q65 unterscheidet sich von QRA64 in den folgenden wichtigen Punkten:

 

- Ein neuer „Q-ary Repeat Accumulate-Code“ mit niedriger Rate für die Vorwärtsfehlerkorrektur

- Nutzermeldungen und Sequenzierung, die identisch ist mit denen in FT4, FT8, FST4 und MSK144

- Ein einzigartiger Ton für die Zeit- und Frequenzsynchronisation. Wie bei JT65 ist dieser "Synchronton" auf der Wasserfall-Spektraldarstellung leicht sichtbar. Im Gegensatz zu JT65 ist die Synchronisation und Dekodierung sogar dann wirksam, wenn Meteor-Pings oder andere kurze Signalanhebungen vorhanden sind.

- Optionale Submodes mit T/R-Sequenzlängen von 15, 30, 60, 120 und 300 Sekunden.

- Eine neue, sehr zuverlässige Listen-Dekodierungstechnik für Nachrichten, die zuvor kopierte Nachrichtenfragmente enthalten.

 

Die grundlegenden Parameter von Q65 für jede der fünf T/R-Sequenzlängen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Die Schwellenempfindlichkeiten (SNR in 2500-Hz-Bandbreite mit 50 % Dekodierwahrscheinlichkeit) wurden für jeden Submode gemessen, nutzend die Simulationsmöglichkeit mit Hilfe des additiven weißen gaußschen Rauschens. Wie bei anderen kürzlich entwickelten Modi in WSJT-X verbessert eine Funktion namens a-priori-Decodierung die Empfindlichkeit um mehrere zusätzliche dB, indem die Information während eines minimalen Standard- QSO angesammelt wird.

 

Die Q65-Vorwärtsfehlerkorrektur (FEC) verwendet einen speziell entwickelten (65,15) Blockcode mit Sechs-Bit-Symbolen. Zwei Symbole werden aus dem Code "herausgestrichen", so dass ein effektiver (63,13) Code mit einer Nutzlast von k = 13 Informationssymbolen, vermittelt durch n = 63 Kanalsymbole, übertragen wird. Die punktierten Symbole bestehen aus einem 12-Bit-CRC, der aus den 13 Informationssymbolen berechnet wird. Der CRC wird verwendet, um die Fehldekodierungsrate auf einen sehr niedrigen Wert zu reduzieren. Eine 22 Symbole umfassende Pseudo-Zufallssequenz, verteilt über eine Übertragung, wird als "Ton 0" gesendet und zur Synchronisation verwendet. Die Gesamtzahl der Kanalsymbole in einer Q65-Übertragung beträgt somit 63 + 22 = 85.

 

Für jede T/R-Sequenzlänge haben die Submodes A - E Tonabstände und belegte Bandbreiten, welche 1, 2, 4, 8 und 16-mal so groß sind wie in der obigen Tabelle angegeben. Die vollständigen Submode-Bezeichnungen enthalten eine Zahl für Sequenzlänge und einen Buchstaben für den Tonabstand, wie z. B. in Q65-15A, Q65-120C usw. Tonabstände und belegte Bandbreiten für die weiteren Submodes sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Zusätzliche Submodes -120F, -300F und -300G könnten in Zukunft implementiert werden, wenn ein entsprechender Bedarf festgestellt wird.

 

Q65 ist empfindlicher als jeder andere WSJT-X-Modus, wenn auf Pfaden mit einer Dopplerausbreitung die Spreizung mehr als ein paar Hz beträgt. Detaillierte Beispiele für die mit Simulationen gemessene Empfindlichkeit finden sich in den Abbildungen 1 und 2, auf der nächsten Seite.

 

Ein hervorragendes Beispiel für den gezielten Einsatz ist die ionosphärische Streuung auf dem 6-m-Band. Ausführliche Tests auf der 1150 km langen Strecke zwischen K1JT und K9AN haben gezeigt, dass bei 300 W Ausgangsleistung fast jede Q65-30A-Übertragung von der anderen Station korrekt kopiert wird. Mit Q65 können Stationen mit einer bescheidenen Yagi und 100 W oder mehr sich gegenseitig auf 6 m in Entfernungen bis zu 1600 km zu arbeiten, und das meist unter Totbandbedingungen. Ionosphärische Streuung ist am besten um die Mittagszeit und in den Sommermonaten, ist aber zu allen Zeiten vorhanden.

 

Die Tests von Q65 für EME, extreme Troposcatter und andere potentiell geeignete Pfade beginnen gerade erst. Aber wir wissen aus der Erfahrung mit QRA64, dass geeignete Q65-Submodes unter einer Vielzahl von Bedingungen sehr effektiv sein werden. Die Dekodierung ist für Signale mit einer Dopplerspreizung bis zum Zehnfachen des Tonabstandes und sogar darüber hinaus wirksam.

 

Ein paar Vorschläge für potentiell fruchtbare Anwendungen sind diese:

- Q65-30A              Schnelle (Contest?) QSOs auf 144 und 432 MHz

- Q65-30B              Schnelle (Contest?) EME-QSOs auf 1296 MHz

- Q65-60A,B          EME auf 144 und 432 MHz

- Q65-60B,C           EME auf 1296 MHz

- Q65E-120             Small-Dish EME auf 10 GHz

 

In der ersten Testphase freuen wir uns über Ihr detailliertes Feedback zu Erfolgen und Misserfolgen! Der Q65-Decoder nimmt interne Anpassungen vor, die von der Dopplerspreizung in empfangenen Signalen abhängen. Endgültige Optimierungen werden davon abhängen, dass wir repräsentative Aufnahmen von Signalen bei einer Vielzahl von Ausbreitungsbedingungen haben. Bitte verwenden Sie die Funktion "Save All" in WSJT-X, um .wav-Dateien zu speichern, und senden Sie sie zusammen mit Ihren eigenen Kommentaren und Vorschlägen zur späteren Untersuchung an uns. Wir freuen uns über jede Anregung!